Laufen und Stress


Stress im Alltag und Tempoläufe - passt das zusammen?


Harte Tempoläufe und ganz allgemein intensive Belastungen bedeuten für den Körper Stress, der sich in der Regel in einer erhöhten Kortisonproduktion äußert. Ruhige Trainingseinheiten nach einem Tempoprogramm brauche ich nicht nur, um die ermüdete Muskulatur zu regenerieren, sondern auch, um meinem Körper eine Stress-Pause zu gönnen.


In einem ausgeruhten Zustand kann ich mich scheinbar ohne große Mühe intensiv belasten; die geplanten Zeiten im Training lassen sich realisieren, die Regenerationszeit ist normal, ich kann nach einem festen Zeitplan Tempoläufe machen. So sollte der Idealzustand aussehen.


Doch es gibt Tage, an denen muss ich mehr eingeben als ich eigentlich geplant hatte: die vorgegebenen Zeiten lassen sich nur realisieren, wenn ich ungewohnt „richtig Gas gebe“. Die Kehrseite: je mehr ich eingegeben habe, desto längere Regenerationszeit fordert mein Körper. Das führt dazu, dass ich auch am dritten Tag nach harten Tempoläufen noch nicht wieder in der Lage bin, eine erneute Belastung zu setzen. Umgekehrt gibt es Tage, an denen die Tempoläufe einfach rollen, die vorgegebenen Splits kein Problem darstellen und ich spätestens am zweiten Tag nach dem Programm schon wieder voll belastbar bin. Man könnte meinen, im ersten Fall ist die Form einfach schlecht und ich versuche mit mehr Einsatz die fehlende Form zu kompensieren. Nein, gemeint ist hier ein stabil guter Trainingszustand und irgendetwas Ungewohntes stört den Trainingsprozess.
Es gibt demnach Dinge, die nichts mit dem Laufen zu tun haben, aber dennoch ganz erheblich unsere Belastungsfähigkeit beeinflussen. Jetzt kommt der Faktor Stress ins Spiel. Stress in anderen Lebensbereichen, z.B. im Studium oder bei der Arbeit bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Leistungsbereitschaft. Meine Beobachtung ist, dass eine hohe Stressbelastung, z.B. beim Arbeiten, vor allem, wenn sie über mehrere Tage anhält, mir die Fähigkeit nimmt, intensiv zu trainieren. Ignoriere ich diese stressigen „Vorbelastungen“, dann kann es sein, dass ich mich über kurz oder lang in den Bereich eines Übertrainings manövriere.


Wenn ich regelmäßig gestresst und auf den letzten Drücker zum Training komme, dann geht das eine gewisse Zeit gut, aber dann hänge ich irgendwann durch. Die Beine sind schon zu Beginn des Laufens schwer und ich benötige längere Erholung bis zum nächsten Programm. Es scheint als habe der Körper nur eine bestimmte Stresstoleranz, ganz egal wo der Stress entsteht, ob beim Laufen, beim Arbeiten oder durch eine schwierige Beziehung, der Stress summiert sich auf. Irgendwann sind die „Stress-Akkus“ leer.
Wahrscheinlich ist man deshalb auch an Tagen, an denen man ganz entspannt ohne Zeitdruck gearbeitet hat, so überraschend leistungsfähig. Nur so ist es auch zu erklären, dass ich in einem Trainingslager, wo alles perfekt auf das Laufen ausgerichtet ist - d.h. ein angenehmes Umfeld, genügend Schlaf und vor allem kein Stress - auf einmal Trainingsbelastungen vertrage, von denen ich vorher nur träumen durfte.


Die Konsequenz für den Alltag lautet daher: Wenn ich beim Arbeiten „unter Strom stehe“, dann müssen Tempoläufe auch mal ausfallen oder mit deutlich geringerer Intensität ablaufen. Wenn das Leben hingegen gerade mal in ruhigen Bahnen verläuft, dann kann ich auch im Training intensive Einheiten in dichter Abfolge wagen. Auf jeden Fall passt ein stressiger Job nicht zu einem leistungsorientierten, hoch intensiven Lauftraining.


Übrigens heiße Tage bedeuten für den Körper ebenfalls eine akute Stresssituation, die sich zu der üblichen Trainingsbelastung addiert. Je besser man akklimatisiert ist an die tropischen Temperaturen, desto weniger Stress bedeutet die Hitze für den Körper. Während der Hitzeanpassung trainiere ich daher für einige Tage bewusst locker.

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